Mit Hilfe eines speziell entwickelten KI-basierten Verfahrens wird ein frontales 2D-Bild der Teilnehmer:innen aufgenommen und schnell in eine animierte 3D-Rekonstruktion umgewandelt. Von dem Moment an, in dem die Besucher:innen das Headset aufsetzen, sehen sie die reale Umgebung, die von einer Kamera am Headset erfasst wird. Allmählich passt sich dieser vertraute Raum an, und das Double der Besucher:innen steht vor ihnen. In Co-Präsenz mit anderen Teilnehmer:innen interagieren die Besucher:innen eng mit ihrem Spiegelbild, während sie andere dabei beobachten und mit ihnen interagieren.
Während die Teilnehmer:innen zu Beginn das Gefühl haben, ihr Spiegelbild zu kontrollieren, ändert sich dies schnell: Frei von den Zwängen der Originalkörper beginnen ihre Doppelgänger nämlich, in den persönlichen Raum der Teilnehmer:innen einzudringen, was zu einem beunruhigenden und unheimlichen Spiel zwischen ihnen führt.
Historisch gesehen wurde ein Doppelgänger als geisterhaftes Gegenstück zu einer lebenden Person betrachtet, das als Vorbote oder Zeichen des Todes angesehen wurde. Sigmund Freud argumentierte später, dass die Begegnung mit dem Doppelgänger eine Erfahrung der «Verdoppelung, Teilung und Vertauschung des Selbst» hervorruft. Diese Installation ist der nächste Schritt in der Erforschung, wie die neuen digitalen Systeme zunehmend unheimliche Spannungen zwischen unseren Körpern und ihrem eingefangenen Anderen erzeugen.
Biografie
Künstler und Entwicklung: Chris Elvis Leisi
Künstler und Ton: Christopher Lloyd Salter
Maschinelles Lernen: Florian Bruggisser
Der Immersive Arts Space (IASpace) an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) ist ein departementsübergreifendes, interdisziplinäres Labor, das sich auf einen kritischen Umgang mit neuen Technologien durch Kunst und Design sowie einen kritischen Umgang mit Kunst und Design durch neue Technologien konzentriert. Das IASpace besteht aus einem Team von wissenschaftlichen Mitarbeitern mit Fachkenntnissen in den Bereichen Interaktionsdesign, Game Design, Computermusik, Filmproduktion, Informatik, Performance Studies und -praxis sowie Wissenschaftssoziologie. Es erforscht digitale Immersion, XR, KI und die Konvergenz von medienbasierten und performativen Praktiken, während es diese Praktiken gesellschaftskritisch reflektiert.
Chris Elvis Leisi unterrichtet Game-Design und betreibt künstlerische und gestalterische Forschung im IASpace im Bereich der Multi-User-Virtual-Reality-Erfahrungen an einem Standort. Chris Salter ist Professor/Direktor des IASpace und Professor Emeritus, Computation Arts, Concordia University Montreal.